Da saß ich eines Tages Anfang Mai in der
Mittagspause und dachte, wie schön es doch wäre, endlich wieder
mit dem eigenen Schiff die friesischen Wasserwege zu bereisen.
Mittlerweile hatte sich die berufliche Situation von uns beiden
soweit stabilisiert, dass wir durchaus darüber nachdenken
konnten.Was uns vorschwebte ging tendenziell Richtung Hausboot. Wir
wollten natürlich Stehhöhe aber trotzdem eine geringe
Durchfahrtshöhe, um auch die sekundären Wasserwege befahren zu
können.
Das Schiff sollte in jedem Fall über einen Dieselmotor verfügen.
Salon, Pantry, Toilette und Koje für 2 Personen würden unsere
Wünsche vervollständigen.
Dazu sollte es maximal 10m lang sein, um es mit 2 Personen noch
gut händeln zu können und die Kosten für Liegeplatz und
Winterlager in Grenzen zu halten.
War das die "Eierlegende Wollmilchsau?"
Plötzlich ging alles sehr schnell.
Ich fand auf der Webseite der Zeitschrift "boten te koop" ein
"Kingfisher Houseboat", das bei der "Yachtbemiddeling van der
Veen" in Haskerdijken bei Heerenveen angeboten wurde (Der
Händler hat heute seine Verkaufshäfen in Terherne und Hattem an
der Ijssel).
Wir fuhren dorthin, machten eine Probefahrt und fanden alles
ganz toll - das Schiff war gekauft.
Am Freitag, den 17. Mai war dann die offizielle Übergabe. Eva
packte sich die Taschen voll Geld und fuhr morgens von Münster
nach Haskerdijken.
Ich war zu der Zeit noch bei der VHS in Lingen beschäftigt,
konnte mich aber bereits um 13 Uhr ebenfalls auf dem Weg nach
Holland machen.
Wir hatten geplant, dass Eva das Schiff schon einmal bezahlt und
anschließend mit dem Wagen nach Drachten fährt, wo wir gerne
wieder im Yachthafen "De Drait" einen Liegeplatz hätten.
Durch Zufall erfuhren wir dort, dass "De Drait" das Schiff über
"Yachtbemiddeling van der Veen" verkauft hat und es vorher
einige Jahre hier im Hafen lag.
Dann wollen wir es mal wieder zurückbringen.
Gegen Nachmittag war auch Ich in Drachten
angekommen aber von Eva keine Spur. Telefonieren war etwas
schwierig, ich hatte noch kein Handy (!).
Sie war natürlich erst einmal in einen Supermarkt eingefallen.
Anschließend ließen wir einen PKW in Drachten und fuhren mit dem
anderen zurück nach Haskerdijken.
Wir bestiegen unser neues Schiff, waren irgendwie ganz aufgeregt
und konnten das alles noch gar nicht richtig fassen.
An diesem Tag fuhren wir gemächlich bis zum Yachthafen "Tusken
de Marren" in Akkrum und verbrachten die Nacht in der
gemütlichsten Koje dieses Sonnensystems.
Am folgenden Tag liefen wir bereits im Hafen von "De Drait" ein,
wo wir ab 1992 häufig gechartert hatten und ab 1995 mit unserer
damaligen AVALON einen festen Liegeplatz besaßen.
Wir wollten nun erst einmal ein wenig
Ausrüstung besorgen, denn dem Schiff fehlte doch so einiges. So
fuhren wir mit dem Wagen nach Grou, um so Dinge wie Bootshaken,
Flaggenmast, Fender usw. zu organisieren. Eva dachte dabei
allerdings mehr an die Bestückung ihrer Pantry.
Wir waren gerade auf dem Rückweg nach Drachten, da rief uns (auf
Eva's Handy) unser Gitarrist Stephan an. Er und seine Freundin
Anja seien auf dem Weg nach Ameland und suchten noch nach einer
Übernachtungsmöglichkeit.
Zufällig hatten wir ja nun ein Boot.
Ebenfalls stolzer Bootsbesitzer wurde an
diesem Wochenende unser Freund Andreas. Es war wirklich ein
großer Zufall.
Er hatte sich schon einige Wochen vorher eine "Friendship 22"
von einem deutschen Eigner in Naarden gekauft. Das Schiff wollte
er an diesem Wochenende mit unserem Bassisten Werner ebenfalls
nach Drachten überführen.
Werner hatte übrigens auch schon einmal mit einem Segelboot
einen Liegeplatz in Drachten aber da hatten Andreas und wir
beide kein Schiff.
Irgendwie schien das schlecht geplant gewesen zu sein.
Wir verabredeten uns für den Sonntag in
Sneek.
Den Samstag verbrachten wir mit Stephan
und Anja und fuhren am Sonntag mit dem Schiff nach Sneek.
Am Schiff stand zwar immer noch der Name "Kingfisher" aber ich
hatte endlich den "Adenauer" am Heck.
Am späten Nachmittag kam dann auch die
GITANA mit Andreas und Werner, die am Vortag von Naarden nach
Stavoren gesegelt waren.
Wir verbrachten einen sehr schönen Abend
zusammen.
Montag, den 20. Mai fuhren wir gemeinsam nach Drachten. Ein
ereignisreiches langes Wochenende lag hinter uns. |